Finanzierung der Frauenberatungsstellen Nadeschda und Theodora muss sichergestellt sein
von Katharina Brand-Parteck
Dahm und Obrok besuchen Beratungsstellen
Ein Besuch bei Nadeschda und Theodora.
Nadeschda ist die Frauenberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel und Theodora die Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und junge Frauen – beide mit einer Beratungsstelle in Herford, beide in der Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V..
Die Einrichtungen tauschen sich derzeit mit allen Kandidierenden aus OWL aus. Selbstverständlich haben Christian Obrok und Christian Dahm die Einladung von Corinna Dammyer (Nadeschda) und Katharina Hontscha (Theodora) zum Gespräch angenommen.
Christian Dahm berichtet: „Die wichtige Arbeit der Beratungsstellen findet oft im Verborgenen statt und ist doch immens wichtig, um viele betroffenen Frauen zu erreichen.“
Die Beratung läuft meist aufsuchend und niederschwellig. Im Zuge der Corona-Pandemie sei es aber schwieriger geworden, die Frauen überhaupt zu erreichen. Viele waren quasi „untergetaucht“, berichten Dammeyer und Hontscha.
Insbesondere bei der Beratungsstelle Theodora steht die Finanzierung zudem auf wackeligen Füßen.
Ein großer Teil der Förderung kommt aus dem EHAP (europäischer Hilfsfond für die am stärksten benachteiligten Personen).
Diese Förderung läuft aus, eine Fortführung wird nicht erwartet, da jede Förderphase einen neuen Schwerpunkt hat.
Über diese Förderung wurden vor allem Hilfe-Lotsinnen bezahlt, die Frauen in der Prostitution beraten, die überwiegend aus der EU zugewandert sind und keinen Zugang zum deutschen Hilfesystem haben.
Die Hilfe-Lotsinnen beraten u.a. beim Ausstieg aus der Prostitution, bei der Erziehung und Zugang zur frühen Bildung bei Kindern, bei der Suche nach einer neuen Lebens- und Arbeitsperspektive etc.
Die Sozialarbeiterinnen von Theodora sind befristet beschäftigt. Es erfordert viel Energie, ständig neue Projektanträge zu stellen. Die Arbeit fehlt dann in der Beratung.
Beide Beratungsstellen sprechen sich auch gegen ein „Sexkaufverbot“ aus.
Die Pandemie habe deutlich gemacht, was dann passiert: Die Bordelle mussten schließen, die Frauen wurden arbeitslos, waren „unterm Radar" und es spricht sehr viel dafür, dass sie illegal weiter gearbeitet haben. Ein Sexkaufverbot bringe nichts, Prostitution würde damit unkalkulierbar werden. Deshalb wäre es besser, weiter ein „kontrolliertes Auge“ auf die Situation zu haben, sagen die Mitarbeiterinnen von Nadeschda und Theodora.
Momentan kommen die meisten Hilfesuchenden aus Osteuropa, Afrika aber auch aus Asien. Ukrainische Frauen seien derzeit noch nicht im Fokus, „aber die sind auch noch nicht so lange bei uns.“
„Gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation brauchen wir die beiden Beratungsstellen. Aus der Ukraine kommen hauptsächlich Frauen und Kinder zu uns. In anderen Landesteilen mehren sich die Nachrichten, dass sie auch bereits Opfer geworden sind“, so Christian Obrok.
„Beide Beratungsstellen sind mit Herz bei der Sache. Sie sind hervorragend vernetzt und besitzen gute Strukturen. Es wäre sehr schade, wenn wir diese Strukturen aufgeben müssten. Ich würde mir wünschen, dass wir in Zukunft eine dauerhafte Finanzierung hinbekommen könnten. Dafür setze ich mich ein und stehe auch als Vermittler zur Verfügung,“ betont Christian Dahm.